Regenstauf

Aus der rund 4000 Einwohner zählenden Gemeinde Regenstauf entstand durch Eingliederung von Diesenbach, Eitlbrunn, Heilinghausen, Hirschling, Karlstein, Kirchberg, Ramspau und Steinsberg die Großgemeinde mit derzeit etwa 15000 Einwohnern.

Ob es in Zukunft eine gemeinsame „Gemeindegeschichte“ geben wird? Kann doch jeder Ortsteil auf mehr oder weniger lange Überlieferung zurückblicken.

So wird Regenstauf bereits 970 erstmals als Ort genannt. Seine Lage am Fuße des Schlossberges und am Regen – beide gaben dem Ort seinen Namen „Stouff am Regn“ (Stouff = Stein, Fels) – eröffnet den Weg ins herrliche Regental. Der Berg selbst hat seinen Namen von der Burg (dem Schloss), die er einst trug. Leider sind von ihr nur noch der ca. 90 m tiefe Brunnen und ein Teil des Grabens vorhanden. Übrigens, der Aussichtsturm auf dem Berg ist eigentlich der Kirchturm eines geplanten Gotteshauses. Obwohl die Burg bereits  im 12. Jahr-hundert durch Ottokar von Böhmen zum ersten Mal,  und nach dem Wiederaufbau 1504 durch den Ritter von Eyb völlig zerstört wurde, war die Ruine noch lange auf dem bis Ende des 19. Jahrhunderts kahlen, baumlosen Berg von weitem zu sehen.  Erst durch den Gerichtsschreiber Gilles wurde der Schlossberg bepflanzt und mit den Rundwegen versehen. Die Ruinenreste wurden nach dem Kirchenbrand von 1846 abgetragen und zu deren Wiederaufbau vom Schlossberg geholt.

Weil gerade von der Kirche die Rede ist: Das heutige Gotteshaus, nach dem Brand auf den Fundamentresten der Vorgängerkirche errichtet und durch die Seitenschiffe erweitert, wurde 1850 wieder dem hl. Jakobus geweiht.

Die Regenstaufer hatten  aber nicht nur mit einem Kirchenbrand zu tun. In den Jahren 1654 und 1670 brannten zwei Kirchenbauten nieder, nachdem deren Vorgängerbau dem „Dreißigjährigen Krieg“  zum Opfer gefallen war. Eigene  Pfarrei wurde Regenstauf erst im 15. Jahrhundert. Bis dahin wurden die Bewohner seelsorgerisch von der Pfarrei Wenzenbach betreut. Eine „Frühmessstiftung“, von drei Regenstaufer Bürgern ausgestattet, verpflichtete die Pfarrei Wenzenbach  eigens einen Kaplan zur Frühmesse nach Regenstauf zu schicken. Ob dieser zu Fuß oder vielleicht zu Pferd den langen Weg bewältigte – der Seelsorger musste auf jeden Fall übernachten. Und dies tat er im „Frühmesshof“ (heute Bahnhofstraße 7), von dem der Brand 1846 ausging.

Auch die Reformation ging an Regenstauf nicht spurlos vorüber. Seit dem Jahr 1505 gehörte der Ort zum neugegründeten Herzogtum Pfalz-Neuburg. Die Herzöge Ottheinrich und Philipp waren Anhänger des neuen Glaubens, Luthers Lehre. Nach dem Grundsatz „cuius regio eius religio“ mussten also die Regenstaufer lutherisch werden. Nach etwa 100 Jahren wurde unter Herzog Wolfgang Wilhelm wieder katholisch geglaubt. Ob diese Glaubensänderungen immer die Herzen der Menschen erreichten?

Während der Evangelischen Zeit war Christoph Vogel der bedeutendste Prediger, bekannt als Schriftsteller und Kartograph. Ein kleineres Straßenstück trägt noch heute seinen Namen. Besonders seit Ende des 2. Weltkrieges leben mehr evangelische Christen im Ort, der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde laut. So entschloss man sich zum Bau eines Got-teshauses,  das 1952 eingeweiht werden konnte.

Mit der Kirche eng verbunden war auch das Schulwesen, hatten doch die Pfarrer die Aufsicht über Unterricht und Lehrer inne.  Im Jahr 1560 bemängelte der damalige Pfarrer neben dem baufälligen Schulhaus auch den schlechten Schulbesuch – eine Schulpflicht gab es damals nicht. Im 19. Jahrhundert verbesserte sich das Schulwesen bedeutend. Die Einsicht, Bildung ist notwendig, setzte sich allmählich durch und die Schulpflicht trug auch dazu bei, dass die Schülerzahl stieg. Das Schulhaus wurde als Folge bald zu klein. Durch eine Stiftung des Paters Placidus Hettenkofer – einem Regenstaufer – konnte 1841 das Mädchenschulhaus (Kloster!) den „Armen Schulschwestern“ übergeben werden. Im Jahr 1882 konnte durch Tausch des Rathauses (ehemaliger Frühmesshof) gegen ein unbebautes Grundstück (heutiger Rathaus-platz) das Knabenschulhaus errichtet werden.

Steigende Schülerzahlen, anspruchsvollere Lehrpläne, stärkere Nachfrage nach mehr Bildung machten den Bau des Schulzentrums mit Grund-, Haupt- und Realschule notwendig.

Nun aber wieder zurück in die „gute alte Zeit“. War sie wirklich so gut? Brandschatzungen durch Hussiteneinfälle anfangs des 15. Jahrhunderts, Morden und Schänden im „Baierischen Erbfolgekrieg“ 1504, Besetzung des Ortes durch österreichische Truppen im „Spanischen Erbfolgekrieg“ kosteten nicht nur Hab und Gut,  sondern forderten auch einen hohen  Blutzoll. Dreimal in drei Jahrhunderten  (1547,1781, 1846) fielen große Teile des Ortes in Schutt und Asche. Und um das Leid der Menschen noch größer zu machen brachen auch noch Seuchen über den Ort herein. Den Pestepidemien in den Jahren 1599, 1633 und 1713 fielen viele Menschen zum Opfer. Mit dem Gelübde, dem hl. Sebastian  eine Pestkapelle am südlichen Ortseingang zu erbauen, sollte dem Sterben ein Ende bereitet werden.

Aber nicht nur Unglück und Tod beherrschten die Geschichte Regenstaufs. Der Eisenbahnbau Mitte des 19. Jahrhunderts brachte Arbeit und Brot und war Anlass für das erste Krankenhaus im Ort. Das spätere Kreiskrankenhaus wurde 1912 erbaut. Kleine Betriebe wie z. B. die Konservenfabrik Pfannenstiel, die Ziegelei  Puchner, oder die Dachpappenfabrik  verbesserten allmählich die wirtschaftliche Lage. Fortgeführt mit der weiteren Schaffung von Arbeitsplätzen wurde diese Entwicklung ab der 2. Hälfte des 20 Jahrhunderts.

Wenn man bedenkt, wie sich der kleine Ort – 1326 wurde das Marktrecht verliehen, 1470 folgte die Verleihung des Wappens – entwickelt hat, dann können die Regenstaufer stolz sein.